Boddenlandschaft
Die Boddengewässer sind von der Ostsee durch Landzungen abgetrennte Küstengewässer. Der Begriff Bodden kommt aus dem niederdeutschen für Boden oder Grund und bezieht sich auf die Flachheit der Gewässer. Die Ostseehalbinsel und die Boddengewässer sind durch Küstenausgleich seit der letzten Eiszeit entstanden. Bei einem postglazialen Meeresspiegelanstieg wurde die Grundmoränenlandschaft überschwemmt, so dass kleine Buchten und aus dem Wasser aufragende Moränenrücken entstanden. So sind die Boddengewässer – in geologischen Zeiträumen betrachtet – sehr junge Bildungen.
Ruheraum für Meer- und Süßwassertiere
Durch Süßwasserzuflüsse vom Festland sind die Boddengewässer schwach salzig (1-3 Promille). Der Salzgehalt der einzelnen Bodden schwankt jedoch je nach Ein- oder Ausstromsituation mit der Ostsee. Der Salzgehalt erhöht sich mit zunehmender Nähe zum offenen Meer. Die Boddengewässer des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft sind seltene und besonders schützenswerte Ökosysteme. Da sie dem Wind nicht so ausgesetzt sind, wie die Ostsee, dienen die Bodden vielen Tieren als Rückzugsgebiet. In diesem "Ruheraum" laichen nicht nur viele Ostseefische, wie Heringe und Hornhechte, sondern natürlich auch Süßwasserfische wie Hecht und Zander. Laut dem Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft leben regelmäßig 48 Fischarten in den Boddengewässern: 22 Süßwasser-, 5 Wander- und 21 Meeresfischarten. In der Unterwasservegetation der Bodden treffen sich Salz- und Süßwassertiere gleichermaßen: die im Meer lebende Wattschnecke und die Kahnschnecke (vor allem im Süßwasser lebend), die Erbsenmuscheln des Süßwasser neben der Herzmuschel des Meeres.
Die Küsten der Bodden sind durch eine Vielzahl von Buchten gegliedert. Ungestörte Boddenufer sind geprägt durch weitläufige Schilfgürtel aus Schilfröhrichten. Die Schilfflächen sind von großer Bedeutung für Vogelarten, wie der Blaumeise, der Sumpfohreule oder den Rohrweien. Sie finden hier ihre Nahrung in Form von Schmetterlingen, Wildbienen oder Insekten. Auch Wasservögel, wie die Schnatterente, Löffelente oder Stockente (Pflanzenfresser) oder fischfressende Vögel wie Kormoran, Haubentaucher und Graureiher kommen im Schilf auf ihre Kosten.